2018.06.21 Kommentare zum Programm

Luciano Berio schrieb seine 14 Sequenzas für verschiedene Soloinstrumente zwischen 1958 und 2002. Die Sequenza VIII für Violine beschreibt der Komponist folgendermassen: „Die Komposition der Sequenza VIII war eine persönliche Hommage an die Violine, denn die Violine ist für mich eines der subtilsten und komplexesten aller Instrumente. Ich habe selber Violine gelernt, während ich schon Klavier gespielt habe, und bevor ich mit der Klarinette begann (mein Vater wollte, dass ich „alle“ Instrumente lerne), und ich habe immer eine starke Anziehung zu dem Instrument gespürt, wenn auch mit gequälten Gefühlen gemischt (vielleicht, weil ich schon 13 Jahre alt war, als ich mit dem Geigenunterricht angefangen habe – viel zu spät!).

Während fast alle anderen Sequenzas eine beschränkte Wahl an instrumentalen Möglichkeiten bis zu einem extremen Grad entwickeln, beschäftigt sich die Sequenza VIII mit einer grösseren, globaleren Sicht der Violine: Sie kann als Entwicklung der instrumentalen Geste gehört werden.

Die Sequenza VIII ist um zwei Töne gebaut (A und H), die – wie in einer Chaconne – als eine Art Kompass durch die diversen und raffinierten Wege des Stücks agieren, wo die Mehrstimmigkeit nicht mehr virtuell ist, sondern echt, und wo der Solist den Zuhörer ständig aufmerksam machen muss auf die Geschichte hinter jeder instrumentalen Geste. Deswegen wird die Sequenza VIII unweigerlich zum Tribut an einen musikalischen Höhepunkt, die Ciaconna aus Johann Sebastian Bachs Partita in D-Moll, wo – historisch – Violintechniken aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft koexistieren. Sequenza VIII wurde in 1976 für Carlo Chiarappa geschrieben.“ (Aus www.lucianoberio.org. Übersetzung: Irene Benito).

Manuel Quiroga war einer der grössten Geiger in der spanischen Geschichte. In Pontevedra geboren, studierte er in Madrid und in Paris mit José del Hierro und Jules Boucherit. In Paris war er in Kontakt mit Fritz Kreisler, George Enescu und Eugène Ysaÿe – letzterer würde ihm 1923 die sechste seiner berühmten Sonaten für Solovioline widmen. Nach erfolgreichen Tourneen in Europa und Nordamerika musste Quiroga seine Karriere mit 46 Jahren plötzlich beenden, als er in New York nach einer Probe von einem Lastwagen angefahren wurde, und die Beweglichkeit des rechten Arms verlor. Das hielt ihn nicht ab, einige dutzend Stücken für Violine zu komponieren, worunter auch Canto und Danza Andaluza, welches wir heute hören. Beim damals grossen Verlag Schirmer veröffentlicht, sind seine Werke heute in Vergessenheit geraten. Vermutlich aus politischen Gründen wurde Quiroga nach seinem Tod in Spanien nicht geehrt. In den letzten Jahren versucht das Quiroga Quartett seinen Namen weltweit bekannt zu machen. 

Heinz Holliger schrieb 2001 sein COncErto? für Orchester „Certo! cOn soli pEr tutti (…perduti?…) !“, zum 20. Jubiläum des Chamber Orchestra of Europe. Das Stück besteht aus Solostücken für verschiedene Instrumenten, und Ensemblestücke vom Duo bis zum orchestrales Tutti. Bei einer Aufführung kann der Dirigent die verschiedene Stücke nach Wunsch kombinieren, ebenfalls dürfen sie, wie bei der heutigen Gelegenheit, alleine gespielt werden. 

Die Polonaise für Violine solo ist Sylvia Konopka gewidmet. Das Stück wurde im Mai 2001 in der Philharmonie Köln von Marieke Blankestijn uraufgeführt. Das 16-taktiges Stück folgt einem polnischen Rhythmus, welcher schon im 17. Jahrhundert im ganzen Europa beliebt war.  

 

Cesar Franck versprach 1858 Cosima von Bülow, dass er ihr eine Violinsonate komponieren würde. Dieses Werk wurde nie vervollständigt, möglicherweise skizzierte Franck aber einige musikalische Ideen, die er viele Jahre später für die A-Dur Sonate brauchen würde. Die Sonate war Francks Hochzeitsgeschenk für Eugène Ysaÿe und Louise Bourdau, welche sich am 29. September 1886 trauten. Nach einer kurzen Probe am Morgen spielte Ysaÿe das Stück an der Hochzeit, zusammen mit der Pianistin Léontine Bordes-Pène. Die öffentliche Première fand am 16. Dezember desselben Jahres statt, mit den gleichen Interpreten, im Musée Moderne de Peinture in Brüssel. Es war das letzte Stück in einem langen Programm, und da im Museum kein künstliches Licht erlaubt war, musste es im Dunkeln gespielt werden, wie Vincent D´ Indy berichtete.

Ysaÿe spielte das Stück häufig auf seinen Tourneen, was zu einer rechten Anerkennung von Franck als grossen Komponist führte. Für ihn aber zu spät, da er vier Jahre nach Ysaÿes Hochzeit gestorben war.

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